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andere (unternehmens) philosophie

"Bücher verkaufen, um Kulturarbeit machen zu können!"
So lautete einer der Grundsätze, mit denen Petra Fehlhaber 1990 auf 42 qm Verkaufsfläche "die andere Buchhandlung" gründete. Und wirklich vom ersten Tage an fanden in diesem kleinen Raum in der Wismarschen Straße regelmäßig Veranstaltungen vor meistens dicht gedrängtem Publikum statt. Beim 10jährigen Jubiläum waren es schon über 250 Lesungen und Veranstaltungen der kleinen Art gewesen. Neben wenigen bekannten wurden viele wenig bekannte Autorinnen und Autoren eingeladen, von Anfang an und immer öfter auch ausländische und fremdsprachige Autoren.

"Humanismus ist eine ganz persönliche Sache, die man/frau sich jeden Tag neu erobern muß!"
die andere Buchhandlung hatte vom ersten Tag an aber auch eine Leidensgeschichte: Waren es Probleme um heißumkämpfte Geschäftsräume oder auch um noch heißer umkämpfte Aufträge, oder mit der Finanzierung, man war schnell im ganz alltäglichen Kapitalismus angekommen, und das Niveau der Auseiandersetungen nicht immer hoch. Da war es oft schwierig, nicht einfach nur gute Miene zum schlechten Spiel zu wahren, sondern überhaupt seinen Glauben an das Positive zu behalten. Doch das war auch ein Ausgangspunkt für die Buchhandlung: Petra Fehlhaber hatte "die andere Buchhandlung" für die Kundinnen und Kunden gegründet, Dienst am Kunden sollte hier stattfinden. Und sie sollten sich wohlfühlen, alte Leute wie auch Punker, Schwule und Lesben wie auch die Hausfrau oder der wissenschaftliche Assistent. Niemand ist so perfekt, daß er solche hehren Grundsätze immer leben kann. Es geht darum, daß man versucht, sie zu leben, offen dafür ist, sich zu korrigieren.

"Wer eine bessere Gesellschaft haben möchte, muß auch einfach versuchen, selbst besser zu sein!"
Die Entwicklung und Veränderung einer Gesellschaft fängt bei jedem Einzelnen an. Die "andere Buchhandlung" will nicht einfach nur Stapel von Büchern vor die Kunden legen, sie missionieren mit "guter Literatur". Häufig wissen die Kunden schon selbst, was sie wollen. Doch was sie wollen, muß man ergründen, erfahren, um eben die richtigen Bücher für die richtigen Kunden bei den Verlagen einzukaufen und hinzulegen. Natürlich muß man informiert sein über das, was man hineinstellt in die Regale, aber man muß eben vor allem seine Kunden kennenlernen. Bestellen kann man darüber hinaus immer noch. Beides muß klappen!
"Dienstleistungsorientierung" heißt das passende Stichwort. Den Kunden nicht als "notwendiges Übel" verstehen, dessen Einkauf den eigenen Lebensunterhalt möglich machen muß, sondern als Mensch, den man mit Literatur, mit Geistigem ein Stück Glück bringen kann. Das verstehen WIR unter „Dienstleistungsgesellschaft“ - und das möchten wir auch leben!

"Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren!"
Auch wenn man Ziele hat, von denen man fest überzeugt ist, ist das noch keine Garantie auf Erfolg, es ist nicht einmal gesagt, daß man mit seiner Überzeugung richtig liegt. Aber wenn man ehrlich zu sich selbst ist, muß man auch die Zivilcourage besitzen, für diese Überzeugungen zu kämpfen. Trotz Konzentrationsprozess im Buchmarkt, trotz immer neuer medialer Reizüberflutungen, mit denen einhergehend der Tod des Mediums Buch vorhergesagt wird, stellen wir uns diesen Herausforderungen, wollen sie aufnehmen, auch wenn das manchmal über unsere Kapazitäten hinaus zu gehen scheint.