Theaterroman
Michael Schindhelm erzählt die Geschichte des Matthias Pollack, Chefdramaturg am Berliner Liebknecht-Theater, das nach 25 Jahren als das Nonplusultra des deutschen Theaters nun zur Beute eines kosmopolitischen Kulturmanagers werden soll. Was wie eine Allegorie auf die Gegenwart der Berliner Volksbühne am Rosa- Luxemburg-Platz erscheint, wird mehr und mehr zur beklemmenden Einsicht in die Selbstentfremdung des Protagonisten. Pollack, Ende fünfzig, Sohn Ostberliner Intellektueller, gerade von seiner jungen Freundin verlassen, ist auf dem Weg zur 463. Vorstellung von „Einer flog über das Kuckucksnest“: Entstanden im Herbst 1989 als Abrechnung mit der Staatswillkür der DDR, dann transformiert in eine Attacke auf die Zumutungen des Kapitalismus, soll diese Inszenierung, die den Ruhm des Liebknecht begründet hat, heute in Anwesenheit des Regierenden Bürgermeisters zum letzten Mal gespielt werden. Niemand kann vorhersehen, was an diesem Abend geschehen wird.
Michael Schindhelm, Jahrgang 1960, studierte Quantenchemie in Woronesh, landete in der Akademie der Wissenschaften im Nebenzimmer von Dr. Angel Merkel, schmiss seinen Job, um nicht seinen KollegInnen für die Stasi ausspionieren zu müssen, widmete sich stattdessen der auch in der DDR brotlosen Kunst des Übersetzens. Nach dem Ende der DDR wurde er im Westen der erste Theaterdirektor aus derselben bis hin zum Theater Basel, danach Direktor der Berliner Opernstiftung, und dann in Dubai ein Opernhaus aufbauen zu sollen, was im obligatorischen Wüstensand verendet ist.